Dienstag, 31. Juli 2012

Diabetes vorbeugen mit Melatonin

Eine präventive Wirkung wird dem Schlafhormon auch bei Depressionen, Demenz und sogar Brustkrebs zugesprochen

Immer mehr Studien weisen darauf hin, dass das Hormon Melatonin nicht nur den Tag-Nacht-Rhythmus beim Menschen maßgeblich steuert. Wie neuere Untersuchungen zeigen, könnte das Schlafhormon auch eine Rolle bei Depressionen, Diabetes, Demenz und sogar Brustkrebsvorbeugung spielen. "Das Hormon Melatonin ist für Wissenschaftler bei weitem mehr als ein Jetlag- oder Lifestyle-Mittel", sagt Tony Gnann, Geschäftsführer der Milchkristalle GmbH. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Melatonin aus Nachtmilch spezialisiert. Nachfolgend sind ausgewählte Forschungsergebnisse zum Thema Melatonin zusammengefasst.

Diabetes durch zu wenig Melatonin

Wissenschaftler des Imperial College in London haben erneut gezeigt, dass es eine Verbindung zwischen Schlafrhythmus und Diabetes gibt. Eine neue genetische Studie von über 7.600 Probanden belegt die Rolle des Melatonins. Danach erhöhen Störungen der inneren Uhr das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Bereits frühere Untersuchungen waren zu dem Schluss gekommen, dass jene Menschen ein erhöhtes Risiko Typ-2-Diabetes-Risiko tragen, die in Nachtschichten arbeiten. Selbst Menschen, deren Schlaf in drei Nächten wiederholt gestört wurde, bekamen vorübergehend Symptome von Diabetes. Die Wissenschaftler des Imperial College vermuten, dass Mutationen im Gen für den Melatonin-Rezeptor MT2 die Verbindung zwischen der inneren Uhr und der Freisetzung von Insulin stören. Das könne zu anormalen Blutzuckerwerten führen - und schließlich zu Diabetes.

Gedrosselte Melatoninproduktion kann zu Geschwüren führen

Weniger Sonnenlicht kann laut einer russischen Studie die Entstehung von Magengeschwüren beschleunigen. Warum? Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass vor allem Zwölffingerdarmgeschwüre unmittelbar mit dem Schlafhormon Melatonin zusammenhängen. Durch geringes Tageslicht werde nicht genug von dem Hormon produziert. Seit längerem gilt als erwiesen, dass der Magen-Darm-Trakt beispielsweise bei Schichtarbeitern besonders empfindlich gegenüber den Rhythmus-Umstellungen reagiert.

Melatonin bei Depressionen

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass 2020 die Depression nach Herz- und Kreislauferkrankungen die am meisten verbreitete Volkskrankheit sein wird. Auch hier spielt ein zu geringer nächtlicher Melatoninspiegel mitunter eine Rolle, wie eine aktuelle niederländische Dissertation zeigt, in deren Rahmen eine randomisierte klinische Doppel-Blind-Studie mit Personen im Alter von mindestens 60 Jahren durchgeführt wurde. Danach erwies sich bei den Patienten die Lichttherapie als wirksamer gegenüber einem Placebo.
Hintergrund: Durch die Lichttherapie wurde bei den Patienten am Abend verstärkt Melatonin ausgeschüttet, wodurch der Schlaf verbessert werden konnte. Der Kortisol-Spiegel in den Morgenstunden konnte normalisiert werden. Hierdurch wachten die Patienten morgens frischer auf, fühlten sich besser und hatten genug Energie für den Tag. Die Veränderungen deuten auf eine durch das helle Licht hervorgerufene verbesserte Funktionsweise der vom Gehirn gesteuerten biologischen Uhr hin. Melatonin spielt eine zentrale Rolle im gesamten Organismus.

Melatonin und Demenz

Wissenschaftler aus Glasgow haben herausgefunden, dass Menschen, die unter Alzheimer leiden, einen niedrigeren Melatoninspiegel aufweisen als gesunde Menschen. Dieses Wissen wollen sich die Forscher nun für weitere Studien zu Nutze machen. Dabei soll untersucht werden, ob die Lebensqualität von den Patienten durch die Zugabe von Melatonin gesteigert werden kann. Erste Ergebnisse deuten bereits auf eine Verbesserung des Wohlbefindens der Patienten hin - möglicherweise wegen des durch das Melatonin hervorgerufenen verbesserten Schlafmusters. Zu den häufigsten Ursachen für Demenz zählt Alzheimer, aber auch andere Umstände, die das Gehirn betreffen, können zu einer Demenz führen.

Nächtliches Licht kann Brustkrebsrisiko fördern

Die Nachttischlampe sollten vor allem Frauen zum Schlafen lieber ausknipsen. Denn wie israelische Wissenschaftler der Universität Haifa herausgefunden haben, erhöht sich durch die nächtliche Beleuchtung für Frauen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um bis zu 22 Prozent. Grund dafür ist nach Annahme der Forscher die durch das Licht unterbrochene Melatoninproduktion. Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das den Schlafrhythmus steuert und somit auch einen großen Einfluss auf die nächtlichen Regenerationsprozesse von Körperzellen hat. Produziert wird es jedoch nur bei Dunkelheit.
Bei einem Lichteinfall von rund 10 Minuten wird die Melatoninproduktion heruntergefahren und somit auch alle anderen Reparaturprozesse im Körper verlangsamt oder gehemmt. Geschädigte Körperzellen können auf diese Weise wohlmöglich nicht früh genug erkannt und entfernt werden. Auch andere Erkenntnisse aus den USA weisen darauf hin, dass Kunstlicht durchaus größere gesundheitliche Schäden verursachen kann als bisher angenommen. So beeinflusse das unnatürliche Licht die Schlafqualität. Das Lichtprinzip macht sich laut Tony Gnann auch die Milchkristalle GmbH bei der Herstellung von natürlichem Melatonin aus Nachtmilch zu nutze. Kühe erhalten einerseits tryptophanreiches Futter, da die Aminosäure Tryptophan ein wichtiger Baustein zur Melatoninproduktion ist. Zudem werden die Tiere vor Sonnenaufgang gemolken. Milchkristalle enthalten auf diese Weise mehr als 100 Mal so viel Melatonin wie herkömmliche Milch.

Erholsamer Schlaf durch Melatonin

Ein spezielles Nachtmilchprodukt kann zu einem erholsameren Schlaf führen. Das zeigt eine im Fachjournal "Der Lebensmittelbrief - ernährung aktuell" veröffentlichte placebokontrollierte Doppelblindstudie. Demnach konnte die Wirksamkeit eines Milchprodukts mit nativ erhöhtem Melatoningehalt signifikant nachgewiesen werden. Die Münchner Milchkristalle GmbH hat basierend auf den Ergebnissen erstmals Nacht-Milchkristalle entwickelt. Sie enthalten natürliches natives Melatonin und können rezeptfrei in der Apotheke erworben werden.
In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit 40 Versuchspersonen konnte die Wirksamkeit eines so gewonnen Milchprodukts nachgewiesen werden. Das Milchprodukt führte bei 73 Prozent der Versuchspersonen in der Versuchsgruppe nach 10 Einnahmetagen zu einem erholsameren Schlaf. Der Vergleich zur Placebogruppe ergab unter Anwendung des U-Tests einen hoch signifikanten Unterschied (á = 1 %). Ergänzend untersuchte Wirkungsfelder bestätigten die positive Wirkung des geprüften Milchprodukts im Hinblick auf die Tagesaktivität, das Wohlbefinden, die Schlafintensität, den Tag/Nachtrhythmus sowie die Einschlafgeschwindigkeit und das Durchschlafverhalten. Die Studienergebnisse sind im Fachjournal "Der Lebensmittelbrief - ernährung aktuell", 19. Jg., Heft 11/12 veröffentlicht.

Pressemitteilung der Milchkristalle GmbH vom 08.07.2012

Montag, 30. Juli 2012

Der 21. KiDS-KURS hat begonnen!

Hi Leute!

Ich bin's mal kurz, Diabolus. Der Kids-KURS hat begonnen, die Kinder sind endlich eingetroffen und nun werden wir 2 Wochen mit der Zeitmaschine von einem Abenteuer ins n
ächste reisen. Die tagesaktuellen Beiträge aus dem Sommercamp 2012 findet ihr im LOGBUCH und Eure Grüsse könnt Ihr im Gästebuch loswerden. Hier wird es weiter Informationen rund um Diabetes geben. Ich beame mich dann mal wieder ins Camp, um dem Doc und seinem Team zur Seite zu stehen.

Macht Euch einen tollen Sommer! Euer Diabolus

Mittwoch, 18. Juli 2012

Eiweiße im Muskel sind bei Übergewicht und Diabetes verändert

Dass bei Menschen mit Typ-2-Diabetes das Hormon Insulin den Blutzucker nicht ausreichend senkt, könnte an veränderten Eiweißen (Proteinen) der Muskulatur liegen. Proteine bestimmen maßgeblich Struktur, Stoffwechsel und Funktion von Zellen. Neue Einsichten über deren Veränderungen bei Übergewicht und Diabetes erbrachte jetzt eine jüngst veröffentlichte Studie an der Ruhr-Universität Bochum in Kooperation mit der Universität Odense, Dänemark. Professor Dr. med. Harald Klein, Direktor der Medizinischen Klinik I am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil, und seine Forscherkollegen führten eine sogenannte „Proteomanalyse“ durch.

Ein wichtiger Mechanismus der Blutzuckersenkung besteht darin, dass Insulin die Aufnahme des Zuckers in den Muskeln steigert und so dem Blut entzieht. Dieser Mechanismus ist bei Übergewicht, und noch mehr bei Typ-2-Diabetes, gestört. Übergewichtige gleichen dies durch höhere Insulinspiegel aus. Können die Insulinspiegel nicht entsprechend gesteigert werden, steigt der Blutzucker, und es entsteht ein Typ-2-Diabetes. In den vergangenen Jahren wurden zwar zahlreiche Aspekte der verminderten Wirksamkeit des Insulins (Insulinresistenz) geklärt etwa wie der Transport des Zuckers durch die Zellmembran in die Muskelzelle hinein funktioniert. „Das Verfahren der Proteomanalyse bietet jedoch erstmals die Möglichkeit, die gesamte Komplexität der Proteinveränderungen auf einmal zu erfassen und Schlussfolgerungen für ganz verschiedene Stoffwechselwege zu ziehen“, so Professor Klein, der auch Vorsitzender des Ausschusses Pharmakotherapie des Diabetes der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ist.

Die Forschergruppe um Professor Klein hat das „Proteom“ im Muskel von zehn Menschen mit Typ-2-Diabetes mit dem von elf Übergewichtigen und zehn schlanken Menschen verglichen. Dabei stellten die Forscher Unterschiede fest: Etwas überraschend kamen im Muskel der Patienten mit Diabetes und der Übergewichtigen vermehrt Enzyme vor, die den Zucker in Zwischenprodukte abbauen. Es fehlte aber an Enzymen, die in den Mitochondrien, den „Kraftwerken“ der Muskelzellen, aus diesen Zwischenprodukten Energie für die Zellen gewinnen. Dies könnte zu einer Anhäufung der Zwischenprodukte beitragen, die dann vermehrt zu Fett umgebaut werden. Fetteinlagerungen im Muskel und in anderen Organen wie der Leber werden bei Patienten mit Übergewicht und Typ-2-Diabetes gefunden und sind in hohem Maße mit der gestörten Insulinwirkung korreliert.

Auch die Verteilung der Myosin-Eiweiße war verändert. Diese bewegen unter Einsatz des „Kraftstoffs“ ATP die Muskeln. Der Anteil der langsam reagierenden Myosine hatte sich hin zu den schnell reagierenden verschoben. Schließlich wurden auch Veränderungen bei Proteinen gefunden, bei denen man bisher überhaupt keinen Zusammenhang mit Übergewicht oder Diabetes kannte. „Es ist einer der Vorteile der Methode, dass ohne Voreingenommenheit alle Eiweiße der Zelle untersucht werden und so auch die Entdeckung völlig neuer Zusammenhänge möglich ist“, sagt Klein. „Einige dieser Hypothesen müssen nun mit anderen Methoden bestätigt oder verworfen werden.“

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft engagiert sich als Fachgesellschaft besonders für die Diabetes-Forschung. Neben zahlreichen Forschungspreisen unterstützt die DDG durch Einzelprojektförderungen wissenschaftliche Arbeiten in der Diabetologie.

Literatur
Giebelstein J., Poschmann G., Højlund K., Schechinger W., Dietrich JW., Levin K., Beck-Nielsen H., Podwojski K., Stühler K., Meyer HE., Klein HH. The proteomic signature of insulin-resistant human skeletal muscle reveals increased glycolytic and decreased mitochondrial enzymes. Diabetologia 2012; 55: 1114–1127

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle DDG
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-552, Fax: 0711 8931-167

Deutsche Diabetes Gesellschaft
Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 31
10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-11, Fax: 030 3116937-20

Dienstag, 3. Juli 2012

Was ein Kind zum Wachsen braucht

Die Stiftung Kindergesundheit informiert über die unentbehrlichen Komponenten einer gesunden Kinderernährung

Manchmal glaubt man seinen Augen nicht, wie schnell Kinder größer und schwerer werden. Besonders im Vorschulalter und in der Pubertät legen sie einen enormen Wachstumsschub zu: Ein Siebenjähriges wiegt bereits doppelt so viel wie ein Kind mit zwei Jahren und bei 12- bis 14-Jährigen scheinen die Hosen von Woche zu Woche kürzer zu werden. Es liegt auf der Hand, dass Kinder zu diesem rasanten Aufbau reichlich energiereiches Essen benötigen. Doch viel essen allein genügt noch nicht zum Großwerden, es macht höchstens dick, warnt die Stiftung Kindergesundheit. Es komme viel mehr auf die richtige Zusammensetzung der Ernährung an, um ein ungestörtes Wachstum und eine langfristige Gesundheit zu garantieren. 
Der Münchner Pädiater und Ernährungsexperte Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, erläutert die komplexen Zusammenhänge an einem Beispiel: "Für die Bildung von stabilen, kräftigen Knochen benötigt der Organismus des Kindes vor allem Kalzium und Phosphor. Die wichtigste Quelle dafür ist die Milch. Zum Aufbau der Knochen und zur Versorgung der Herzmuskeln und des Nervensystems mit Kalzium braucht der Körper aber auch Vitamin D, entweder ebenfalls aus Milch, oder aus Fisch, Eigelb, Leber, Butter oder Margarine. Und aus der Sonne: Ihre ultravioletten Strahlen sorgen für den Aufbau von Vitamin D in der Haut".

Kalzium für Knochen und Zähne

Die Versorgung mit Kalzium scheint allerdings immer problematischer zu werden. Die Ernährung vieler Familien enthält heute weniger Kalzium als früher. Fastfood und Softdrinks haben Milch- und Milchprodukte, die Hauptlieferanten von Kalzium, verdrängt. Untersuchungen am Forschungsinstitut für Kinderernährung FKE in Dortmund haben gezeigt, dass etwa ein Drittel der Kinder nicht so viel Kalzium bekommt, wie es nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wichtig wäre.
Während Babys und Vorschulkinder in aller Regel noch ausreichend mit Kalzium versorgt werden, ist das mit zunehmendem Alter der Kinder immer weniger der Fall. Möglicherweise glauben die Eltern von größeren Kindern, dass die Milch und all das, was man daraus machen kann, nur für kleine Kinder wirklich wichtig sind.
Lange Zeit war man der Ansicht, Kalzium allein sei genug, damit Knochen und Zähne sich gesund entwickeln. Doch Kalzium benötigt das Vitamin D als Wegbegleiter, damit es ausreichend in den Knochen aufgenommen werden kann. Vitamin D ist (zusammen mit dem so genannten Parathormon) das wichtigste Rädchen im komplizierten Kalziumstoffwechsel. Es steigert die Aufnahme des Kalziums aus der Nahrung und fördert die Einlagerung von Kalziumsalzen in die Knochen. 

Es scheint, als ob das Sonnenvitamin aber noch mehr kann: Es mehren sich Hinweise auf eine Stärkung des Immunsystems und eine geringes Risiko von Atemwegsinfekten. Besonders eindrucksvoll sind die Ergebnisse einer Studie, in der die Gesundheit von Kindern über 31 Jahre verfolgt wurde. Kinder, die als Babys ausreichende Mengen von Vitamin D erhalten haben, hatten später als Erwachsene ein um 80 Prozent geringeres Risiko, an einem Typ I-Diabetes zu erkranken. 
 "Leider liegt in Deutschland auch die Versorgung mit Vitamin D zum Teil erheblich unter den empfohlenen Werten", bedauert Professor Koletzko: "Die von internationalen Fachgremien befürworteten Werte für die Nährstoffzufuhr für Vitamin D werden von den meisten Kindern und Jugendlichen jenseits des Säuglingsalters deutlich unterschritten. Besonders niedrige Vitamin-D-Spiegel werden bei 11- bis 13-jährigen  Mädchen und bei 14- bis 17-jährigen Jungen gemessen, also ausgerechnet in einer für das Wachstum und den Aufbau der Knochen besonders wichtigen Entwicklungsphase".
Das Problem ist: Nennenswerte Mengen des Vitamins finden sich nur in fettem Seefisch (z. B. Lachs, Hering, Makrele, Lebertran), in Eiern oder Milch. Um den empfohlenen Bedarf von täglich zwischen 400 und 800 I. E. Vitamin D zu decken, müsste man mindestens drei bis vier Fischmahlzeiten pro Woche zu sich nehmen (oder mindestens 10 Eier täglich essen).

Kinder zur Sonne, ins Freie

Das beste Rezept gegen Vitamin-D-Mangel und die Entstehung von Rachitis wäre ein tägliches Sonnenbad. Das ist jedoch in unseren Breiten leider leichter gesagt als getan, beklagt die Stiftung Kindergesundheit: In den Wintermonaten November bis Februar ist die UV-B-Strahlung in Nord- und Mitteleuropa im Allgemeinen zu schwach, um eine ausreichende Produktion von Vitamin D im Körper wie gewünscht anzustoßen.
Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin DGKJ erweiterte deshalb jüngst ihre bisherigen Empfehlungen und fordert: In Zukunft sollten nicht nur Babys, wie bisher, sondern alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland zusätzliches Vitamin D3 erhalten. Außerdem sollten die Kinder- und Jugendärzte die Eltern darauf hinweisen, wie sinnvoll der Aufenthalt ihrer Kinder unter freien Himmel ist, und zwar in Bewegung mindestens eine halbe Stunde am Tag, am besten mit unbedeckten Kopf und mit freien Armen und Beinen.

Eisen für Muskeln, Blut und Nerven
Für das gesunde Wachstum ebenso unentbehrlich ist der Mineralstoff Eisen. Er wird für die Bildung von Blut und für das Wachstum von Muskeln benötigt. „Am besten verarbeitet der Organismus Eisen aus Fleisch und Fleischprodukten. Leider werden gerade diese Lebensmittel von vielen Kindern nicht gern gegessen“, erklärt Professor Koletzko. Die Folge: In aktuellen Studien aus Bayern weist nahezu die Hälfte der Kinder im Alter zwischen sieben und neun Jahren erhebliche Defizite in der Eisenaufnahme auf.
In der DONALD-Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund erreichen die Kinder im Mittel 80 bis 90 Prozent der empfohlenen Werte für die Eisenversorgung, unter den Mädchen zwischen zehn und 18 Jahren sind das jedoch nur 75 Prozent. Folgen von Eisenmangel können aber Müdigkeit, Blutarmut, Muskelschwäche und Appetitlosigkeit sein, warnt die Stiftung Kindergesundheit.

Jod für den Hormonhaushalt

Auch das natürliche Spurenelement Jod, das eine reibungslose Arbeit der Schilddrüse ermöglicht, zählt zu den für Gesundheit und Wachstum unentbehrlichen Substanzen. Die Schilddrüse ist ein wichtiger Schrittmacher für den Organismus.
Ihre beiden Hormone, die für ihre Arbeit Jod benötigen, bestimmen das Tempo des Energiestoffwechsels im Körper. Sie steuern Sauerstoffverbrauch, Körpertemperatur und Muskelaktivität, regen das Wachstum an und senken den Cholesterinspiegel. Sie beeinflussen außerdem alle anderen Hormone bildenden Organe des Körpers.
Deutschland zählt zu den jodärmsten Ländern Europas: Unser Trinkwasser, die hier wachsenden Pflanzen und das Fleisch der damit ernährten Tiere enthalten nur wenig von diesem lebenswichtigen Spurenelement. Nennenswerte Mengen von Jod sind nur in Seefischen vorhanden, die ja auch gute Lieferanten von Vitamin D sind. Um Störungen der Schilddrüsenfunktion besser vorzubeugen, sollten Familien im Haushalt jodiertes und am besten auch mit Fluorid und Folsäure angereichertes Speisesalz verwenden. Wichtig ist auch der Kauf von Back- und Wurstwaren, die mit Jodsalz hergestellt wurden.

Vitamine für Kraft und Fitness
Die Wichtigkeit von Vitaminen für die gesunde Entwicklung ist den meisten Eltern bewusst. Schwierig wird es allerdings, die Kinder zum Essen von vitaminreichem Gemüse und Obst zu animieren. Der Hinweis, wie gesund das alles sei, zieht nicht: Die Kinder merken nur, dass sie etwas essen sollen, was sie nicht wollen.
Eltern müssen deshalb häufig zu Tricks greifen. Ein Beispiel: Viele Kinder essen rohes Gemüse lieber als gekochtes. In einem solchen Fall sollte im Haushalt immer etwas Obst oder rohes Gemüse, gewaschen und in appetitlichen Happen in erreichbarer Höhe stehen. Eine praktische Faustregel zur benötigten Menge an Obst und Gemüse: Fünf Kinderhände voll Obst und Gemüse über den Tag verteilt. Für ein Vierjähriges sind das zum Beispiel zwei kleine Tomaten, ein paar kernlose Trauben, zwei Stückchen rohe Kohlrabi, eine halbe Banane, ein Stück Gurke.
Die von Ernährungsexperten ermittelten Mengen zur optimalen Versorgung von Kindern und Jugendlichen werden leider von vielen Kindern nicht einmal annähernd erreicht.

Dazu einige Beispiele:
-     22 Prozent der Jungen und 30 Prozent der Mädchen im Vorschulalter erhalten nicht einmal die Hälfte der empfohlenen Milchmenge.
-     In fast allen Altersgruppen essen die Kinder zu wenig pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Brot, Kartoffeln und andere kohlehydratreiche Beilagen. Dafür wird insbesondere mit zunehmendem Alter zu viel Fleisch und damit auch zu viel Fett konsumiert.

Die in deutschsprachigen Länder empfohlenen D-A-CH-Referenzwerte werden für die Vitamine D und E sowie für Folat, Ballaststoffe, Kalzium und Eisen (bei Mädchen) von den meisten Kindern unterschritten, während der Fleischverbrauch verhältnismäßig hoch und die konsumierten Fette ungünstig sind.

Wovon mehr, wovon weniger? 
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt allen Eltern, sich an folgende Regeln zu halten:
-     Mehr pflanzliche Lebensmittel, vor allem Gemüse, Obst, Brot und Kartoffeln;
-     Mehr Vollkornmehl, -brot, -nudeln oder -reis anstelle von hellen Produkten.
Brot sollte dick geschnitten und dünn belegt werden;
-     Mehr fettreduzierte Milchprodukte anstelle von Vollmilchprodukten;
-     Mehr fettarme Wurst- und Fleischsorten anstelle von fettreichen Varianten;
-     Weniger Fett- und zuckerreiche Lebensmittel (Speisefette, Süßwaren, Knabberartikel);
-     Kinder brauchen viel zu Trinken, im Durchschnitt fünf bis sechs Gläser Flüssigkeit am Tag. Aber bitte lieber als Leitungswasser, Mineralwasser oder ungesüßter Früchtetee anstelle von übersüßten Softdrinks.
-     Beim Kochen und Braten lieber Raps- oder Olivenöl anstelle von anderen Ölen und Fetten.
    
Eltern sollten allerdings der Versuchung widerstehen, das Essverhalten ihrer Kinder streng zu kontrollieren, unterstreicht Professor Koletzko. Besser sei es, ein ausgewogenes Essensangebot bereitzustellen.

Dem Kind bleibt dann überlassen, wie viel es davon isst. Auf diese Weise entwickelt das Kind ein natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl, und das ist die beste Vorbeugung gegen Überernährung und Übergewicht.

Und noch ein Letztes: Kinder lernen auch bei der Ernährung durch Nachahmung ihrer Eltern. Doch die Medaille hat zwei Seiten, gibt die Stiftung Kindergesundheit zu bedenken: Ernähren sich die Eltern gesund, wird auch ihr Kind das (hoffentlich) übernehmen – genau so ist es aber leider auch bei schlechtem Vorbild der Eltern.

Bitte helfen Sie uns
Fördern auch Sie die Gesundheit unserer Kinder durch Ihre Spende, die in voller Höhe den Projekten der Stiftung Kindergesundheit zugute kommt. Mit einem Beitritt zum Freundeskreis der Stiftung Kindergesundheit können Sie die Arbeit der Stiftung regelmäßig fördern. Mehr Informationen hierzu finden Sie unter:
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Newsletter der Stiftung Kindergesundheit vom April 2012

Montag, 2. Juli 2012

Teststart für ein Medikament gegen Typ 1 Diabetes

Wird es bald eine Heilung für Typ 1 Diabetes geben? Prof. Dr. Eckhard Lammert vom Kompetenznetz Diabetes mellitus (KKNDm) konnte an Mäusen einen Zusammenhang von Parkinson und Diabetes nachweisen. Lammert testet an Mäusen ein für Parkinson zugelassenes Medikament auf seine mögliche Eignung als Heilmittel gegen Typ 1 Diabetes.

Vorgeburtlicher Stress bedingt häufig ein niedriges Geburtsgewicht. „Diese Kinder haben ein doppelt so hohes Diabetes Risiko wie normalgewichtige Neugeborene“, so Dr. Teresa Tamayo vom KKNDm.

Feinstaubbelastung und Infektionen mit Enteroviren erhöhen das Diabetesrisiko, so Dr. Wolfgang Rathmann (KKNDm) und Dr. Mikael Knip von der Universität Helsinki.
Wird es in absehbarer Zukunft eine Heilung für Typ 1 Diabetes geben? Noch liegt eine Genesung dieser Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Antikörper die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse zerstören, in ferner Zukunft. Einen kleinen Hoffnungsschimmer vermittelte jedoch der Vortrag von Prof. Dr. Eckhard Lammert, Koordinator des Themenbereiches „Prä-Klinik“ des Kompetenznetzes Diabetes mellitus, auf der Frühjahrstagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) vor einer Woche in Stuttgart. An Mäusen konnte er einen Zusammenhang von neurogenerativen Erkrankungen – insbesondere Parkinson – und dem Diabetes nachweisen. „Betazellen ähneln den Zellen des Zentralen Nervensystems“, berichtete Lammert. „Beide reagieren empfindlich auf oxidativen Stress und erholen sich nur schwer.“ Die Betazellen produzieren Insulin, das für die Regulation der Blutzuckerkonzentration verantwortlich ist. Mäuse, denen das bei der Zellantwort gegen oxidativen Stress (z. B. durch freie Radikale) benötigte Protein DJ1 fehlt, wiesen eine geringere Betazellmasse auf als diejenigen Mäuse ohne diesen Gendefekt. Bei Menschen mit Typ 2 Diabetes – insbesondere bei Diabetikern über 70 Jahre – wurde bereits nachgewiesen, dass sie über weniger DJ1 als Gesunde verfügen. Der Nachweis für Typ 1 Diabetiker steht noch aus. Das Protein DJ 1 spielt auch bei der Entstehung der Parkinson Erkrankung eine Rolle. Lammerts Studiengruppe testet daher aktuell an Mäusen ein für Parkinson zugelassenes Medikament auf seine mögliche Eignung als Heilmittel gegen Typ 1 Diabetes.

Diabetes beginnt im Mutterleib

Für die Entstehung von Diabetes mellitus werden neben Erbanlagen auch Umweltfaktoren verantwortlich gemacht. Nach neuesten Erkenntnissen entsteht Diabetes bereits im Mutterleib: Fehlernährung, Rauchen, Stress und ein niedriger beruflicher Status der Mutter (manuelle Tätigkeit) während der Schwangerschaft können das Risiko für die Stoffwechselerkrankung Typ 2 Diabetes beim Ungeboren erhöhen. Dies legte Dr. Teresa Tamayo vom Kompetenznetz Diabetes mellitus dar. Diese vorgeburtlichen Stressfaktoren bedingten häufig ein niedriges Geburtsgewicht. „Kinder mit einem niedrigen Geburtsgewicht haben ein doppelt so hohes Risiko an Diabetes zu erkranken wie normalgewichtige Neugeborene“, so Tamayo. „In der Bauchspeicheldrüse dieser Kinder lässt sich bereits eine verringerte Betazellmasse nachweisen.“ Bei Typ 2 Diabetes entsteht im Verlauf der Erkrankung eine verminderte Insulinempfindlichkeit der Betazellen (Insulinresistenz) – die Betazellleistung lässt nach. Das Insulin kann nicht mehr ordnungsgemäß im Zielorgan wirken. Aus diesem Grund ist Übergewicht im späteren Kindes- und Erwachsenenalter für Personen mit niedrigem Geburtsgewicht besonders schädlich.

Feinstaubbelastung und Infektionen als Auslöser für Typ 2 Diabetes

Zu den Umwelteinflüssen, welche die Entstehung von Diabetes mellitus begünstigen, zählt auch die Luftverschmutzung: So referierte Dr. Wolfgang Rathmann, ebenfalls Mitglied des Kompetenznetzes Diabetes mellitus, eigene Daten und Ergebnisse weiterer internationaler Studien, die ein erhöhtes Typ 2 Diabetesrisiko in Gegenden mit einer hohen Konzentration an Feinstaub und Stickstoffoxiden nachweisen. Gleiches gilt bei einer Wohnentfernung von weniger als 50 Metern zu einer dicht befahrenen Straße. Als mögliche Ursache nannte Rathmann Entzündungsprozesse im Körper, die durch eine Exposition mit Feinstaub ausgelöst werden. Diese spielen eine Rolle bei der Entwicklung der Insulinresistenz und des Typ 2 Diabetes.

Umweltfaktoren spielen auch bei der Entstehung von Typ 1 Diabetes eine Rolle. Dr. Mikael Knip, finnischer Gastredner des Kompetenznetzes Diabetes mellitus von der Universität Helsinki, erwähnte in seinem Überblick zur Pathogenese von Typ 1 Diabetes die Beteiligung von Infektionen mit Enteroviren an der Entwicklung der Autoantikörper, die die Entstehung der Erkrankung einleiten. Am häufigsten trat im Abstand von sechs Monaten nach einer Enterovirus-Infektion eine Serokonversion (Entwicklung der Autoantikörper) auf. Zu den Enteroviren zählen beispielsweise verschiedene Polio- und Coxsackieviren. Sie verursachen vielfältige Symptome, unter anderem die „Sommergrippe“ und Brechdurchfälle, Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) oder Meningitis (Hirnhautentzündung).

Während Typ 1 Diabetes die bei Kindern und Jugendlichen am weitesten verbreitete Stoffwechselerkrankung darstellt, galt Typ 2 Diabetes lange Zeit als „Altersdiabetes“. Heute betrifft diese chronische Erkrankung jedoch auch Kinder und Jugendliche. Dr. Joachim Rosenbauer stellte – basierend auf dem nordrhein-westfälischen Diabetesregister, das sich unter anderem auf die bundesweite DPV-Datenbank stützt – die Neuerkrankungsraten bei Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 19 Jahren in Nordrhein-Westfalen vor. Im Zeitraum zwischen 2002 und 2010 wurden dort 276 Betroffene dieser Altersgruppe mit neu diagnostiziertem Typ 2 Diabetes registriert. Die DPV-Datenbank ist mit 280.000 erfassten Diabetikern das größte Patientenregister Deutschlands. 370 Zentren aus Deutschland und Österreich sind daran beteiligt (weitere Informationen: http://www.d-p-v.eu).

In der Gesamtbevölkerung erkranken jeden Tag mehr als 700 Personen neu an Typ 2 Diabetes, wie der Privatdozent Dr. Bernhard Kulzer vom Kompetenznetz Diabetes mellitus ausführte. Fast jeder dritte Deutsche über 70 Jahre ist nach seinen Angaben Diabetiker. Doch die Dunkelziffer ist hoch. „In der Altersgruppe der 35- bis 74-Jährigen kommt auf einen diagnostizierten Diabetesfall ein unentdeckter“, so der Psychodiabetologe.

Das Kompetenznetz Diabetes mellitus wird seit 2008 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ziele des Kompetenznetz: den Ursachen von Diabetes auf den Grund zu gehen, Entstehungsbedingungen zu erforschen und die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Momentan laufen im Kompetenznetz Diabetes Interventions- und Beobachtungsstudien zu den Themen Schwangerschaftsdiabetes und Diabetes bei Kindern und Erwachsenen.


Das Kompetenznetz Diabetes mellitus wird seit 2008 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ziele des Kompetenznetz: den Ursachen von Diabetes auf den Grund zu gehen, Entstehungsbedingungen zu erforschen und die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Momentan laufen im Kompetenznetz Diabetes Interventions- und Beobachtungsstudien zu den Themen Schwangerschaftsdiabetes und Diabetes bei Kindern und Erwachsenen.
Pressemitteilung der Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München, erschienen am 30.05.2012