Samstag, 30. Juni 2012

Studie zeigt fehlendes Problembewusstsein bei Eltern übergewichtiger Kinder

"Mein Kind ist doch nicht dick" oder "Das ist doch nur Babyspeck" sind Sätze, die häufig von Eltern mit übergewichtigen oder gar fettleibigen (adipösen) Kindern zu hören sind. Nach einer aktuellen Studie zur Teilnahme von Familien an einem Präventionsprogramm gegen Fettleibigkeit bei Kindern werden Eltern erst dann aktiv, wenn ihr Nachwuchs bereits adipös ist. Kindliches Übergewicht wird meist noch nicht als Problem erkannt. Die Studie ist ein Kooperationsprojekt des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen, des Kinderärztenetzwerks CrescNet und der Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig.

Untersucht wurden das Familienumfeld und die Beweggründe der Eltern für oder gegen eine Teilnahme im Präventionsprogramm. Dies ist konzipiert für übergewichtige oder adipöse Kinder zwischen 4 und 17 Jahren. Darin beraten speziell geschulte Präventionsmanager (Psychologen und Ernährungswissenschaftler) die Familien telefonisch zu gesunder Ernährung und Bewegung und gehen auf individuelle Probleme ein.

Der Anteil "nur" übergewichtiger Kinder mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen der 90. und 97. Perzentile war mit 62 Prozent in der Gruppe der nicht teilnehmenden Familien deutlich höher als bei den teilnehmenden (41 Prozent). Die Zahl der bereits adipösen Kinder (BMI über 97. Perzentile) lag bei den Teilnehmerfamilien bei rund 59 und bei den Nicht-Teilnehmern bei 38 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass das Präventionsprogramm zu spät wahrgenommen wird. Die Leiterin der Untersuchungen, Dr. Susann Blüher, erläutert: "Familien, deren Kinder "nur" übergewichtig sind, haben offenbar weniger Problembewusstsein als Eltern von bereits adipösen Kindern. Da das Programm aber als Adipositas-Präventionsprojekt gedacht war, wollten wir eigentlich gerade die Familien erreichen, deren Kinder übergewichtig sind, um einer übermäßigen Gewichtszunahme und somit einer Adipositas vorzubeugen." Auffällig war außerdem, dass Familien mit übergewichtigen Töchtern häufiger und früher am Programm teilnahmen als solche mit Söhnen. So waren die teilnehmenden Mädchen im Mittel 8,8 Jahre und die Jungen bereits 10,4 Jahre alt.

Die hauptsächlich angeführten Gründe, warum Familien nicht an dem Präventionsprogramm teilnehmen wollten, waren die Überzeugung, dass man bereits gesund genug lebe oder das eigene Kind nicht übergewichtig sei. Genannt wurden außerdem Zeitmangel, die Teilnahme an anderen Programmen und die zu hohen Kosten eines gesünderen Lebensstils. Die Vorstellung bereits gesund zu essen, stand häufig im Widerspruch zu den Angaben zur Ernährung. So fiel gerade bei diesen Familien häufiger das Frühstück aus und die Mahlzeiten waren unregelmäßig. Gründe für die Teilnahme waren eine bereits vorliegende Adipositas beim Kind und auch die Einsicht der Eltern, dass sie gegen ihr eigenes Übergewicht angehen müssen.

Die wichtigste Erkenntnis aus der Studie sei deshalb "Präventionsprogramme zu entwickeln, die die Betroffenen auch wirklich erreichen. In den Familien muss erst ein Bewusstsein für die negativen Folgen von Übergewicht geschaffen werden", so die Leiterin der IFB-Nachwuchsforschungsgruppe "Prävention von Adipositas", Dr. Blüher. Solche Programme sind wichtiger denn je, da rund 80 Prozent der übergewichtigen Kinder auch als Erwachsene dick bleiben. Immer häufiger treten außerdem schon bei Kindern und Jugendlichen Erkrankungen wie Diabetes, orthopädische und Herz-Kreislaufbeschwerden auf, die mit starkem Übergewicht zusammen hängen.

Die Beratung im Adipositas-Präventionsprogramm erfolgt telefonisch, sodass Familien unabhängig vom Wohnort dieses niedrigschwellige Angebot nutzen können (weitere Informationen unter: www.taff.crescnet.org).

CrescNet wurde 1998 von Professor Dr. Eberhard Keller an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig gegründet und mittlerweile arbeiten 312 niedergelassene Kinderärzte sowie 23 Behandlungszentren in der CrescNet gGmbH zusammen. Die Daten von über 500.000 Kindern werden pseudonymisiert gesammelt und ständig auf Auffälligkeiten untersucht. Somit fördert CrescNet die Früherkennung von Störungen der Wachstums- und Gewichtsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Für die vorliegende Studie ermittelte CrescNet Familien mit übergewichtigen Kindern mit Hilfe der anonymisierten Untersuchungsdaten; die betreuenden Kinderärzte kontaktierten die Familien. Kontakt: Ruth Gausche, Tel. 0341 - 97 26 148 (www.crescnet.org)

Das IFB AdipositasErkrankungen ist eines von acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren, die in Deutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Es ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig (AöR). Ziel der Bundesförderung ist es, Forschung und Behandlung interdisziplinär so unter einem Dach zu vernetzen, dass Ergebnisse der Forschung schneller als bisher in die Behandlung adipöser Patienten integriert werden können. Zur Patientenbehandlung stehen eine IFB AdipositasAmbulanz für Erwachsene und eine für Kinder und Jugendliche zur Verfügung.

Pressemitteilung von Doris Gabel, Universität Leipzig, erschienen am 02.05.2012

Mittwoch, 27. Juni 2012

Fettqualität beeinflusst Blutzuckerspiegel

Der Konsum von tierischen Fetten kann die Gehirnfunktion und den Schlaf verändern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen. Danach führt eine gesteigerte Aufnahme von Milchfett zu erhöhten Blutzuckerwerten, einer verminderten Gehirnaktivität und weniger Bewegung. Dies ist bei einer vergleichbaren Aufnahme von Rapsöl, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist, nicht der Fall. Die Forscher weisen darauf hin, dass Fette, die einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren enthalten, das Diabetesrisiko erhöhen und die Hirnleistung reduzieren.

Die gute Verfügbarkeit von Lebensmitteln mit einer hohen Energiedichte wird heute - zusammen mit körperlicher Inaktivität - als eine der Hauptursachen für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 angesehen. Diese Erkrankungen stellen für das Gesundheitssystem eine große Herausforderung dar. Neben der Gesamtfettaufnahme wird der Fettqualität eine entscheidende Rolle beigemessen. In der Arbeitsgruppe von Privatdozentin Dr. Anita Hennige von der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans-Ulrich Häring) wurde in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. untersucht, wie sich eine kaloriengleiche Aufnahme von Rapsöl oder Milchfett auf den Blutzuckerspiegel, die körperliche Aktivität sowie die Aktivität des Gehirns und das Schlafverhalten auswirkt.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht handelt es sich bei Rapsöl um ein äußerst wertvolles Speiseöl, da es einen hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren enthält und besonders arm an gesättigten Fettsäuren ist. Milchfett, ein tierisches Fett, besteht zum größten Teil aus gesättigten Fettsäuren, Hauptbestandteil ist hier Palmitinsäure.

Ernährungswissenschaftlerin Dr. Tina Sartorius konnte in Mäusestudien nachweisen, dass zu viel gesättigte Fettsäuren in der Nahrung zu erhöhten Blutzuckerwerten und einer verschlechterten Insulinwirkung in Gehirn führen und stellt fest: "Diese übergewichtigen Mäuse zeigen ein reduziertes Bewegungsverhalten, eine Beeinträchtigung der Gehirnaktivität und ein verändertes Schlafmuster. Dahingegen führen ungesättigte Fettsäuren zu keinen Veränderungen im Blutzuckerprofil obwohl auch diese Mäuse übergewichtig sind. Sie bleiben dennoch körperlich aktiv und haben keinen gestörten Schlaf."

Auch beim Menschen konnte das Forscherteam ähnliche Effekte nachweisen. Obwohl die Probanden nach einer 3-monatigen Aufnahme von Yoghurt, der mit Milchfett oder Rapsöl angereichert war, keine Veränderungen im Körpergewicht oder Blutzucker zeigten, war die Gehirnaktivität bei denen, die vermehrt gesättigte Fettsäuren gegessen haben, reduziert.

Dies betrifft vor allem Gehirnregionen, die für das Sättigungsgefühl, das Gedächtnis und das Bewegungsverhalten verantwortlich sind. Zusammenfassend, so Hennige, kann man sagen, dass zu viel Fett in der Nahrung immer zu Übergewicht führt. Allerdings, so die Expertin, wirken sich nur gesättigte Fettsäuren, wie sie in tierischen Fetten enthalten sind, negativ auf den Blutzucker, die Gehirnaktivität und die körperliche Bewegung aus, was dann zu einer weiteren Gewichtszunahme führt.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden aktuell in der Fachzeitschrift der Amerikanischen Diabetesgesellschaft "Diabetes" publiziert.

Ansprechpartner für nähere Informationen
Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik, Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie
Priv. Doz. Dr. med. Anita M. Hennige
Tel. 07071/ 29-8 05 97 (Büro), 07071/29-8 27 11 (über Pforte)

Titel der Original-Publikation:
Tina Sartorius, Caroline Ketterer, Stephanie Kullmann, Michelle Balzer, Carola Rotermund, Sonja Binder, Manfred Hallschmid, Jürgen Machann, Fritz Schick, Veronika Somoza, Hubert Preissl, Andreas Fritsche, Hans-Ulrich Häring, and Anita M. Hennige: "Monounsaturated Fatty Acids Prevent the Aversive Effects of Obesity on Locomotion, Brain Activity, and Sleep Behavior." Diabetes 61:1-11, 2012, in press.
DOI: 10.2337/db11-1521

Pressemitteilung der Universitätsklinikum Tübingen, erschienen am 16.04.2012

Freitag, 22. Juni 2012

Nur Mut zum Sport!

Klettern, Schwimmen, Basketball: Bei guter Blutzuckereinstellung ist auch für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes alles möglich, sagt Dr. Karsten Milek, Organisator des „KiDS-Kurses“. Sogar Leistungssport.



Das diesjährige KiDS-Kurs-Motto „Circus Diabolus“ verrät es: Der 14-tägige Behandlungs- und Schulungskurs war alles andere als reine Theorie. Zwar wurden die 79 Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 16 Jahren intensiv geschult und ihr Dia­beteswissen auf den neuesten Stand gebracht. Doch zum bunten Programm in Bremsdorf (Brandenburg) gehörten Kinoabende, ein Volleyballturnier, Basketball, Schwimmen, Klettern und vieles mehr. Denn auch bei diesen Aktivitäten sollen die jungen Diabetiker mit professioneller Hilfe lernen, sich zu messen und je nach Blutzucker richtig zu reagieren.
 
Artikel erschienen im diabetes-journal im Dezember/2011, weiterlesen --> KLICK

Dienstag, 19. Juni 2012

Marktcheck von Foodwatch zu sog. "Kinderlebensmitteln" ist unseriös

Die Ergebnisse des vom Unternehmen Foodwatch verfassten Reports zu sog. "Kinderlebensmitteln" halten einer näheren Überprüfung nicht stand. Der Report ist aus Sicht der Lebensmittelwirtschaft einseitig und die daraus abgeleiteten Forderungen sind überzogen. Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. rügt als Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft folgende Punkte:

- Die Auswahl der sog. "Kinderlebensmittel" durch eine eher unmethodische Recherche ist willkürlich und folgte offenbar nur dem Ziel, möglichst viele Produkte in eine "rote" also negative Kategorie einsortieren zu können. So existiert beispielsweise keine Definition von "Kinderlebensmitteln". Zudem werden zahlreiche der genannten Produktkategorien wie etwa Frühstücksflocken zu mehr als 80% von Erwachsenen verzehrt.


- Die von Foodwatch genannte Zahl von 1.514 "Kinderlebensmitteln" täuscht darüber hinweg, dass der Anteil sog. "Kinderlebensmittel" am Gesamtsortiment nur sehr klein ist. Vergleicht man diese Zahl mit dem Angebot von rund 100.000 Artikeln in einem durchschnittlich großen Supermarkt, so machen "Kinderlebensmittel" gerade einmal 1,5 % aus.


- Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Übergewicht bei Kindern zahlreiche Ursachen hat. Eine der wichtigsten sind dabei Bewegungsmangel und der gesamte Lebensstil. So bewegen sich vor allem Kinder und Jugendliche heute deutlich weniger als vor zehn oder 20 Jahren. Es ist deshalb falsch, kindliches Übergewicht allein auf die Ernährung zurück zu führen und hierfür wiederum ausschließlich die Lebensmittelwirtschaft verantwortlich zu machen.


- Foodwatch verkennt, dass es keine "gesunden" oder "ungesunden" Lebensmittel gibt, sondern nur eine unausgewogene oder ausgewogene Ernährung. In einer ausgewogenen Ernährung haben auch sog. "Kinderlebensmittel" ihren Platz. Die von Foodwatch erhobenen Forderungen, ausschließlich "ausgewogene" Lebensmittel herzustellen und zu bewerben, sind deshalb absurd.


Foodwatch leistet keinen Beitrag zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung. Mehr noch, das Unternehmen schürt bewusst eine irrationale Zucker- und Fett-Hysterie und attackiert damit die Wahlfreiheit der Verbraucher und die Lebensmittelvielfalt. Letzten Endes maßt sich Foodwatch damit an, für den Konsumenten zu entscheiden, was sich auf seinem Tisch finden darf und was nicht.


Die unmittelbare Verantwortung der Lebensmittelwirtschaft besteht in der Produktion geschmackvoller, hochwertiger und sicherer Lebensmittel, die auch Spaß machen und zu mehr Lebensfreude beitragen. Darüber hinaus engagiert sich die Lebensmittelwirtschaft im Rahmen ihres gesamtgesellschaftlichen Engagements in vielfältiger Weise. Zahlreiche sportliche und schulische Veranstaltungen würde es ohne diese Unterstützung überhaupt nicht geben. Daher ist es auch widersprüchlich, wenn Foodwatch den Unternehmen einerseits mangelnde Verantwortung vorwirft, Ihnen aber andererseits ihre vielfältigen, sozialen Aktivitäten untersagen will.

Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
Der BLL ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören ca. 500 Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette - Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft und angrenzende Gebiete - sowie zahlreiche Einzelmitglieder an.

Für weitere Informationen:

Angelika Mrohs
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin
Tel.: +49 30 206143-133, Fax: +49 30 206143-233
E-Mail: amrohs@bll.de, Internet: www.bll.de

Pressemitteilung BLL vom 13.03.2012

Samstag, 16. Juni 2012

Präventionsstrategien und Immuntherapien gegen Typ-1-Diabetes

Antikörper gegen Insulin produzierende Betazellen entwickeln sich besonders im frühen Kindesalter

Neun Monate bis zwei Jahre – in diesem Alter treten am häufigsten Antikörper gegen die Insulin produzierenden Betazellen auf. Kinder, die in diesem frühen Alter Antikörper entwickeln, haben wiederum ein sehr hohes Risiko bis zum zehnten Lebensjahr an Typ-1-Diabetes zu erkranken. Diesen konkreten Zusammenhang zwischen Inzidenz der sogenannten Inselautoimmunität und dem Lebensalter konnten Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München erstmals herstellen.

 
Das Ergebnis zeigt Ansatzpunkte um möglichst frühe Präventionsstrategien und Immuntherapien gegen Typ-1-Diabetes zu entwickeln (Online ahead of print, Diabetologia).
Der Entwicklung von Typ-1-Diabetes, einer der häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter, geht eine Phase der Inselautoimmunität voraus. Prof. Anette-G. Ziegler vom Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München und ihren Kollegen der Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München ist es gelungen, einen konkreten Zeitraum einzugrenzen: Zwischen neun Monaten und zwei Jahren treten am häufigsten Antikörper auf.

"Neu ist auch die Erkenntnis, dass in den ersten sechs Lebensmonaten fast keine Antikörper nachgewiesen werden konnten", erklärt Ziegler. Antikörper bilden sich gegen bestimmte Bestandteile der Insulin produzierenden Betazellen im Pankreas – und greifen diese an.
"Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Präventionsstrategien und Immuntherapien insbesondere für das frühe Kindesalter entwickelt werden müssen", sagt Ziegler. Damit, so hoffen die Forscher, ließe sich der drastisch steigenden Zahl an Typ-1-Diabetes-Erkrankungen entgegen wirken.

Original-Publikation: Ziegler, AG et al. (2012), Age-related islet autoantibody incidence in offspring of patients with type 1 diabetes, Diabetologia, Epub ahead of print.
Link zur Fachpublikation http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22289814

Pressemitteilung Helmholtz Zentrum München vom 14.02.2012

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Freitag, 15. Juni 2012

Forschung für Menschen mit Diabetes Typ 1

Novo Nordisk gründet Typ-1-Diabetes-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Seattle

Novo Nordisk wird im Sommer 2012 in Seattle im US-Bundesstaat Washington ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum für Typ-1-Diabetes eröffnen, das von dem deutschen Diabetes-Forscher Dr. Matthias von Herrath geleitet werden wird. Am gleichen Standort befindet sich bereits das Novo Nordisk F&E-Institut für inflammatorische Erkrankungen. Die Eröffnung des neuen Zentrums vereint so vor Ort die wachsende Expertise des Unternehmens auf dem Gebiet der Immuntherapie mit der Kompetenz als weltweit führendes forschendes Pharmaunternehmen im Diabetes-Bereich.

Besonderes Merkmal der Einrichtung wird neben einem translationalen Forschungsansatz die Kombination von Grundlagenforschung und frühzeitigen Proof-of-Concept-Studien unter einem Dach sein. Die zunächst 20 Wissenschaftler verfolgen damit unter der Leitung von Dr. Matthias von Herrath das Ziel, Projekte aus dem Frühstadium schneller in kleinere Typ-1-Diabetes-Forschungsstudien zu überführen. Der in Freiburg promovierte, designierte Leiter wurde 2008 mit dem renommierten Outstanding Scientific Achievement Award der ADA (American Diabetes Association) ausgezeichnet. Derzeit leitet er das Forschungsinstitut für Typ-1-Diabetes am La Jolla Institute for Allergy and Immunology in San Diego.

"Es war schon immer mein Traum, einige der Behandlungsmethoden, die in der präklinischen Forschung von meinem oder anderen Teams getestet wurden, in bessere Therapien für Typ-1-Diabetes überführt zu sehen. Als Leiter des Forschungszentrums hoffe ich, diesen Traum weiter verfolgen zu können", so Dr. von Herrath.

Forschung zu Typ-1-Diabetes

In den vergangenen zehn Jahren lag der Forschungsfokus vieler Institute und Unternehmen aufgrund der starken Zunahme von Fällen häufig beim Typ-2-Diabetes. Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine andere Form der Erkrankung, bei der die Insulintherapie lebensnotwendig ist. Hier konnten in den zurückliegenden Jahren wenig bedeutende wissenschaftliche Fortschritte verzeichnet werden.
"Bereits seit Gründung des Unternehmens engagiert sich Novo Nordisk leidenschaftlich für Menschen im Kampf gegen ihre Diabeteserkrankung. Wir hoffen, mit unserem neuen Typ-1-Diabetes-Entwicklungszentrum den Forschungsprozess entscheidend voranzubringen und innovative Wege zur Behandlung von Menschen mit dieser Krankheit zu finden. Unsere Vision ist die erfolgreiche Behandlung und letztendlich die Heilung von Diabetes", so Mads Krogsgaard Thomsen, Executive Vice-President und Chief Science Officer von Novo Nordisk.

Weltweit arbeiten bei Novo Nordisk circa 6.000 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen unterhält Forschungseinrichtungen in Måløv (Dänemark), Peking und Seattle.

Pressemitteilung von Novo Nordisk, erschienen am 13.02.2012

Donnerstag, 14. Juni 2012

Diabetes-Aufklärung muss weitergehen

Diabetes ist eine Volkskrankheit und wird vererbt, das wissen die meisten Deutschen. Umfrageergebnisse zeigen allerdings, dass die breite Bevölkerung weder die Risikofaktoren der Erkrankung kennt, noch weiß, dass durch einen gesunden Lebensstil vorgebeugt werden kann. Die Umfragen der bundesweiten Aktion „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7“ bestätigen erneut, wie wichtig eine Aufklärung über Diabetes ist, um der Verbreitung der Erkrankung entgegenzutreten und das Leben der Menschen mit Diabetes zu verbessern. Die Daten stammen aus Viernheim und Saarbrücken, zwei Städten, in denen die von Sanofi initiierte Aktion „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7“ letztes Jahr Station machte.

Gesunder Lebensstil reduziert Diabetesrisiko
Weltweit erkranken immer mehr Menschen an Diabetes. Deutschland nimmt bei den Neuerkrankungen den traurigen ersten Platz in Europa ein. Allein die genetische Veranlagung verursacht dabei keinen Diabetes. Vielmehr gehören Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel zu den wichtigsten Risikofaktoren. Umso alarmierender ist, dass nicht einmal die Hälfte der Befragten wusste, dass Diabetes durch einen ungesunden Lebensstil entstehen kann (Saarbrücken: 44 Prozent; Viernheim: 50 Prozent). Nur knapp jeder Dritte nannte Übergewicht als Risikofaktor (Saarbrücken: 35 Prozent; Viernheim: 23 Prozent). 15 Prozent gingen sogar davon aus, dass Sport bei der Vorbeugung eines Diabetes nicht helfen könne. Zudem bewegten sich die befragten Diabetiker zu wenig: Jeder Dritte treibt nicht regelmäßig Sport. Das Wissen um Risikofaktoren und die Bedeutung einer gesunden Lebensführung kann helfen, Diabetesfälle zu vermeiden und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Richtige Ernährung und regelmäßige Bewegung wirken sich auf den Stoffwechsel aus und senken das Risiko, an Diabetes zu erkranken.

Langzeitblutzuckerwert unter sieben Prozent schützt vor Folgeschäden
Der Langzeitblutzuckerwert HbA1c wird zur Einschätzung des langfristigen Risikos für Folgeerkrankungen herangezogen. Liegt der Wert dauerhaft über sieben Prozent, ist das Risiko für Folgeschäden wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Erblindung hoch. 70 Prozent aller Befragten in Viernheim (Saarbrücken: 43 Prozent) wussten nicht, warum der Langzeitblutzuckerwert HbA1c wichtig ist. 79 Prozent kannten nicht den Bereich, in dem der Wert liegen sollte (Saarbrücken: 54 Prozent). Diabetiker sollten ihren Langzeitblutzuckerwert HbA1c im Blick haben und dessen Bedeutung kennen. Die Realität sieht allerdings anders aus: 22 Prozent der Diabetiker in Viernheim (Saarbrücken: 8 Prozent) war die Wichtigkeit des Wertes nicht bekannt, 33 Prozent wussten nicht, wie hoch er sein darf (Saarbrücken: 5 Prozent). Bei Werten, die trotz Lebensstiländerung mit gesunder Ernährung und mehr Bewegung dauerhaft über sieben Prozent liegen, sollte die Therapie angepasst werden. Nur so kann das Risiko für Folgeerkrankungen reduziert werden.

Pressemitteilung von sanofi, erschienen am 23.02.2012

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Dienstag, 12. Juni 2012

Frühe Periodenblutung kann höheres Diabetesrisiko bedeuten

Je jünger Mädchen bei ihrer ersten Periodenblutung sind, umso höher ist ihr Risiko im Laufe des Lebens an Vorstufen von Diabetes oder auch Diabetes selbst zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler des Helmholtz Zentrum München bei Auswertung von Daten der KORA-Kohorte. Mit dem jetzt vorab online bei dem Fachjournal Diabetologia veröffentlichten neuen Risikofaktor hoffen die Forscher, künftig Diabetes präventiv besser begegnen zu können.

Frauen mit einem erhöhten Diabetesrisiko könnten künftig anhand ihrer ersten Regelblutung identifiziert werden. Denn je früher diese eintritt, so haben Dr. Christine Meisinger, Dr. Doris Stöckl und ihre Kollegen vom Helmholtz Zentrum München jetzt herausgefunden, desto wahrscheinlicher treten im weiteren Leben Vorstufen von Diabetes oder auch Diabetes selbst auf. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher nach der Untersuchung von 1.503 Frauen im Alter von 32-81 Jahren im Rahmen der KORA-F4-Studie, wobei das durchschnittliche Alter, in dem die erste Regelblutung auftrat, 13 Jahre beträgt. Anders als bisher vermutet ist dieser Zusammenhang unabhängig vom BMI, den die Studienteilnehmer als Erwachsene haben

„Wir hoffen, dass es so möglich sein wird, Personen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko frühzeitig zu erkennen und vorbeugende Maßnahmen zu treffen“, sagt Doris Stöckl. Sie und Ihre Kollegen untersuchen nun, inwiefern der entdeckte Zusammenhang auf genetische beziehungsweise sozialökonomische Faktoren beruht. Das Verständnis der Entstehungsmechanismen von Volkskrankheiten und die Ableitung neuer Angriffspunkte für Diagnose, Therapie und Prävention ist Ziel des Helmholtz Zentrums München.


Original-PublikationStöckl, D. et al. (2010). Age at menarche is associated with prediabetes and diabetes in women (aged 32–81 years) from the general population: the KORA F4 Study, Diabetologia, DOI: 10.1007/s00125-011-2410-3Link zur Fachpublikation.

Fachlicher Ansprechpartner Dr. med Doris Stöckl, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstraße 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-4153 – E-Mail:

Pressemittteilung Helmholtz Zentrum München vom 22.12.2011

Donnerstag, 7. Juni 2012

Mit Sport zu einem längeren Leben

Schon 15 Minuten täglich erhöhen die Lebenserwartung

Ein beliebter Vorsatz zum Neuen Jahr ist es, mehr für die Gesundheit zu tun. Dabei hilft die neue Erkenntnis, dass bereits eine Viertelstunde Bewegung am Tag die Lebenserwartung um drei Jahre verlängern kann. Dies ergab jetzt eine große Studie mit mehr als 400.000 Teilnehmern. „Wer sich aufrafft, wird belohnt – und senkt damit sein Risiko sowohl für einen Schlaganfall, als auch für Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes“, ermuntert Professor Hans-Christoph Diener, Neurologe am Universitätsklinikum Essen.  


Für die Untersuchung wurden in den Jahren 1996 bis 2008 in Taiwan mehr als 400.000 Frauen und Männer bei jährlichen Reihenuntersuchungen nach der Dauer und Intensität ihrer körperlichen Aktivitäten befragt. Anschließend hatte man die Studienteilnehmer anhand dieser Angaben in fünf Gruppen eingeteilt: inaktive Menschen, die sind in ihrer Freizeit überhaupt nicht bewegten, und solche mit niedriger, mittlerer, hoher und sehr hoher Aktivität. Im Durchschnitt acht Jahre lang verfolgten die Wissenschaftler um Chi Pang Wen von den Nationalen Gesundheitsforschungsinstituten in Zhunan den Gesundheitszustand der Studienteilnehmer und verglichen dann, wie viele Menschen in den fünf Gruppen gestorben waren.

Schon für die Gruppe mit geringer Aktivität – die Teilnehmer hatten sich durchschnittlich nur 92 Minuten pro Woche oder 15 Minuten am Tag bewegt – konnten die Ärzte einen erheblichen Nutzen für die Gesundheit nachweisen: Gegenüber den trägen Studienteilnehmern war ihre Sterberate um 14 Prozent geringer und sie hatten – umgerechnet auf ein Alter von 30 Jahren – eine im Durchschnitt um drei Jahre höhere Lebenserwartung. Als die Wissenschaftler die Daten nach verschiedenen Todesarten aufschlüsselten, konnten sie zeigen, dass bereits das Mindestmaß an Bewegung von einer Viertelstunde täglich mit einer verringerten Wahrscheinlichkeit für Krebs, Gefäßerkrankungen, Herzleiden, Schlaganfällen und Diabetes einherging.  


Die Statistiken der Forscher betätigten auch frühere Erkenntnisse, wonach das Erkrankungsrisiko immer weiter sinkt, je mehr man sich bewegt: Die Gesamtsterblichkeit nahm mit jeder weiteren Viertelstunde täglicher Aktivität um vier Prozent ab, die Krebssterblichkeit um ein Prozent. „Nachdem frühere Untersuchungen bereits einen erheblichen Nutzen für die Gesundheit durch 2,5 Stunden körperliche Aktivität pro Woche belegt haben, sind diese neueren Daten auch für weniger willensstarke Menschen eine gute Nachricht“, kommentiert Diener das Ergebnis. „Wer sich zum Neuen Jahr ein bisschen mehr Bewegung vornimmt, hat gute Chancen, Silvester noch ein paar Mal öfter feiern zu können.“

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vom 23.12.2011

Dienstag, 5. Juni 2012

Zuzahlungsbefreiungen für 2012

Für Diabetiker und andere chronisch Kranke liegt die Grenze bei 1 Prozent
Patienten, die Mitglied in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind, sollten sich schon jetzt bei ihren Kassen über Zuzahlungsbefreiungen für 2012 informieren. Die aktuellen Bescheinigungen laufen mit Ende des Kalenderjahres 2011 aus. Darauf weist die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hin. Ist vom Arzt auf dem Rezept kein Befreiungsvermerk eingetragen und legt der Patient auch in der Apotheke keinen entsprechenden Bescheid vor, sind die Apotheken gesetzlich verpflichtet, die Zuzahlungen im Auftrag der Krankenkassen einzusammeln und an sie weiterzuleiten.

Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres sind grundsätzlich zuzahlungsbefreit. Volljährige Versicherte müssen dagegen bei vielen Leistungen zugunsten der Krankenkasse zuzahlen (z. B. Arztbesuch, Krankenhausbehandlung, Fahrkosten, Heil- und Hilfsmittel). Bei den Arzneimitteln belaufen sich die Zuzahlungen auf 10 Prozent des Preises des Arzneimittels. Mindestens sind es 5 Euro und höchstens 10 Euro. Es sind jedoch nie mehr als die eigentlichen Kosten des Arzneimittels vom Patienten zu entrichten.

Nach Erreichen der Belastungsgrenze von 2 Prozent des Jahresbruttoeinkommens (1 Prozent bei chronisch kranken Menschen) können sich Versicherte durch ihre gesetzliche Krankenkasse auf Antrag von der Zuzahlung befreien lassen. Insgesamt sind 7,2 Mio. Patienten in Deutschland zuzahlungsbefreit, darunter 6,8 Mio. chronisch kranke Menschen (Belastungsgrenze: 1 Prozent des Jahresbruttoeinkommens) und 0,4 Mio. Patienten, die die Belastungsgrenze von 2 Prozent ihres Einkommens überschritten haben.

Die Apotheken sind darauf vorbereitet, Quittungen über Zuzahlungen auszustellen, in ein Sammelheft einzutragen oder - bei Kundenkarten - Sammelquittungen am Jahresende auszudrucken. Sobald die Belastungsgrenze innerhalb eines Kalenderjahres erreicht ist, kann man sich einen Befreiungsbescheid ausstellen lassen. Erfahrungsgemäß bieten einige Kassen ihren Versicherten zum Jahresende einen Antrag für das Folgejahr an: Infrage kommende Patienten zahlen die errechnete Belastungsgrenze dann als Vorauszahlung.

Pressemitteilung der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände vom 9.12.2012

Montag, 4. Juni 2012

Stoffwechselfehlprogrammierung im Mutterleib - EU-Forschungsprojekt startet

Forscher aus vier europäischen Ländern wollen in den kommenden vier Jahren untersuchen, wie sich Übergewicht und Diabetes bei Frauen während der Schwangerschaft auf Gesundheit und Gesundheitsrisiken ihrer Kinder auswirken. Bereits im Mutterleib wird - zusätzlich zu den genetischen Grundlagen - die Basis für die weitere gesundheitliche Entwicklung der Kinder gelegt. Untersuchungen bei so genannten "Retortenbabys" hatten ergeben, dass diese Kinder überdurchschnittlich oft übergewichtig geworden waren. Im Verdacht stehen dabei ein zu nährstoffreiches Kulturmedium oder andere Faktoren, die bei einer In-vitro-Fertilisation einwirken können (höheres Alter der Mütter, Kryokonservierung, etc.). Tierversuche haben inzwischen diesen ganz frühen Einfluss auf die spätere Gesundheit bestätigt, also bereits zu einem Zeitpunkt, an dem eine Mutter noch gar nicht weiß, dass sie schwanger ist.

Wissenschaftler aus sieben Universitäten und Biotechnologiefirmen werden im Rahmen eines gemeinsamen Projektes "EpiHealth" durch die Europäische Union gefördert. Insgesamt stehen dafür 2,9 Millionen Euro zur Verfügung. Davon fließen etwa 370.000 Euro an das hallesche Institut für Anatomie und Zellbiologie. Institutsdirektor Professor Dr. Dr. Bernd Fischer freut sich darüber: "Es ist bereits das sechste Projekt bei uns, das durch die Europäische Union gefördert wird." Er sehe dies als Anerkennung der Forschungsleistungen seiner Arbeitsgruppe. Die EU habe diese Forschungsprojekte in den vergangenen Jahren mit bisher 1,7 Millionen Euro unterstützt.

Bereits seit vielen Jahren beschäftigen sich die halleschen Wissenschaftler mit Stoffwechselerkrankungen. Die Embryologen und Zellbiologen werden nun an Hand eines Tiermodells untersuchen, wie es im Mutterleib innerhalb der ersten sechs Tage nach der Befruchtung zur Fehlprogrammierung des Stoffwechsels kommt. "Wir wollen klären, welche Einflüsse sich bereits weit vor der Geburt, um den Zeitpunkt der Konzeption herum, auf die gesundheitliche Entwicklung der Kinder auswirken." Vielen Ärzten und Laien sei nicht bekannt, dass die Gesundheit des Kindes bereits während der Schwangerschaft zum Teil festgelegt werde. Dies bedeutet beispielsweise, dass Kinder von übergewichtigen Müttern ein höheres Risiko tragen, auch übergewichtig zu werden.

"Angesichts der Prognosen, dass die Zahl der (zum Teil stark) übergewichtigen Menschen in den Industrienationen in den kommenden Jahren stark ansteigen wird, ist es nach unserer Auffassung besonders wichtig, die Mechanismen für solche Fehlentwicklungen zu ergründen", sagt der hallesche Wissenschaftler. Beispielsweise werde erwartet, dass im Jahr 2020 etwa drei Viertel aller US-amerikanischen Frauen und Männer übergewichtig sein werden. Diabetes und aus Übergewicht resultierende Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle hätten Einfluss auf die Lebenserwartung und Lebensqualität der Betroffenen: "Beide sinken bei diesen Risikofaktoren. Daher müssen wir mehr über Gesundheitsdeterminaten für die kommenden Generationen verstehen." Diabetes sei keine genetisch bedingte Erbkrankheit, werde aber im Falle von Schwangerschaftsdiabetes oder bei Übergewicht von der Mutter auf das Kind übertragen.

Zwei junge Wissenschaftlerinnen aus dem halleschen Institut, eine Biologin und eine Ernährungswissenschaftlerin, werden im Rahmen des Forschungsprojektes an ihren Doktorarbeiten arbeiten. Professor Fischer: "Wir glauben, dass vor allem bei den Blastozysten - also dem Entwicklungsstadium des Embryos zwischen dem dritten/vierten bis sechsten Tag nach der Befruchtung - die Fehlprogrammierung des Stoffwechsels erfolgt." Sie werden bei diabetischen Müttern mit Glukose überschwemmt, können jedoch selbst noch kein Insulin herstellen und sind deshalb nicht in der Lage, die Glukose adäquat zu verstoffwechseln. "Die Blastozysten sind schon kleine Diabetiker." Ein neuer Befund aus der Arbeitsgruppe von Professor Fischer ist, dass zudem Fettgewebshormone der Mutter sich bereits auf den Stoffwechsel der Blastozysten auswirken. Da sich die Stoffwechselwege bei Blastozysten und bei Alternsvorgängen ähneln, wird eine der beiden Doktorandinnen über diesen Zusammenhang zwischen dem Beginn und "Ende" des Lebens forschen.

Pressemitteilung der Universität Halle vom 2.12.2012

Freitag, 1. Juni 2012

Süßholzpflanze wird Arzneipflanze des Jahres 2012

Die Süßholzpflanze wird die Arzneipflanze des Jahres 2012. Das wurde heute in Frankfurt bekannt gegeben. Die Auswahl der Arzneipflanze des Jahres soll die Bedeutung der Arzneipflanzen für den Menschen betonen sowie auf die Gefahren einer Übernutzung aufmerksam machen. Die Auswahl trafen in diesem Jahr zum ersten Mal gemeinsam die Universität Würzburg, die Naturschutzorganisation WWF und seine Partnerorganisation TRAFFIC, das gemeinsam mit der Weltnaturschutzunion IUCN geführte Artenschutzprogramm zum Schutz von Wildarten.  

„Das Süßholz ist besonders, weil es eine umfassende Heilwirkung bei vielen Beschwerden hat“, so Johannes Mayer vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde der Uni Würzburg. „ Süßholztee hilft sehr schnell bei rauer Stimme und Hustenreiz. Schon die Ägypter und die griechischen Ärzte schätzten die Pflanze und nutzten sie unter anderem gegen Husten, Heiserkeit und Asthma. Nach Hildegard von Bingen soll Süßholz sogar „mild stimmen“, also eine positive Wirkung auf die Psyche haben. Das Glycyrrhizin hat entzündungshemmende und schleimhautschützende Wirkung. Zudem ist eine antivirale und krampflösende Wirkung belegt“.

Die Süßholzwurzel stammt von einer verholzenden Staude, die eine Höhe von bis zu einem Meter erreicht und zu den Schmetterlingsblütlern (Fabaceae) gehört. Die Pflanzengattung ist vom Mittelmeerraum bis Ostasien sowie in Amerika und Australien heimisch. Sie wird vielfach für die Arznei- und Genussmittelherstellung angebaut. Verwendet wird ausschließlich die Wurzel, die eine enorm große Anzahl an Inhaltsstoffen besitzt. Bislang sind 400 verschiedene Inhaltsstoffe beschrieben worden. Zu den wichtigen zählt das Glycyrrhizin, eine Verbindung, die nahezu die 50fache Süßkraft von Rohrzucker besitzt.
Deutschland ist in Europa die Nummer Eins unter den Nutzern und Händlern von Heilpflanzen. Allein nach Deutschland werden pro Jahr über 500t Süßholzwurzel importiert, ein großer Teil davon wird für Arzneitees verwendet. Durch die süßende Wirkung ist natürlich auch eine Verwendung in Lebensmitteltees üblich. Die Süßholzwurzel ist außerdem auch ein Hauptbestandteil der Lakritze und vieler Kräuterliköre. Bekannt als „gan cao“ ist Süßholz bis heute als Standardheilmittel ein fester Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). In Japan wird Süßholz außerdem in der Kosmetik eingesetzt.
„Die heilenden Eigenschaften der Süßholzpflanze machen deutlich, was für eine einzigartige Apotheke die Natur darstellt“, so Susanne Honnef, Artenschutzexpertin beim WWF Deutschland. „Immer mehr Menschen haben das in den letzten Jahren erkannt , weswegen Heilpflanzen hierzulande eine wahre Renaissance erleben. Natürlich nimmt dadurch auch der Druck auf die Pflanzen zu, weil eine Übernutzung droht.

WWF und TRAFFIC versuchen gegen diese Trends zu steuern. Eines der wichtigsten Mittel dabei der 2010 eingeführte „FairWild“- Standard, der erste internationalen Standard für die nachhaltige Wildsammlung von Medizinal- und Aromapflanzen. Er vereint strenge Regeln für eine umweltverträgliche, sozial gerechte und ökonomisch tragfähige Wildsammlung und dient sowohl als Zertifizierungsgrundlage, als auch als Basis für die Entwicklung von Gesetzen und Verordnungen.

„Der FairWild Standard bietet Unternehmen endlich einen Rahmen zur Umstellung auf eine nachhaltige Rohstoffbeschaffung. Und das FairWild Siegel soll Verbrauchern eine Orientierungshilfe beim Kauf von natürlichen Heilprodukten bieten“, so Roland Melisch, Programmdirektor von TRAFFIC. „Gleichzeitig versuchen wir, den am Handel beteiligten Ländern und Handelspartnern Alternativen aufzuzeigen und Strategien für eine nachhaltige Wildnutzung zu entwickeln, die sowohl der Natur helfen als auch den meist einkommensschwachen Sammlern in den Herkunftsländern eine Lebensgrundlage bieten“.

Pressemitteilung des WWF vom 22.11.2011