Christoph Wahren, seit 11 Jahren an
Diabetes mellitus Typ1 erkrankt, berichtet über sein Leben mit dem Diabetes und seine
Erfahrungen mit dem Behandlungs- und Schulungskurs „KiDS- Kurs“.
Christoph, schön, dass du da bist.
Heute ist dein erster Ferientag.
Was hast du für Pläne in denWinterferien?
Was hast du für Pläne in denWinterferien?
Naja,
also, in den Urlaub fahre ich nicht. Voraussichtlich werde ich einiges mit
Schulfreunden unternehmen
und für eine Projektwoche in der Schule am Ende des Schuljahres ein paar Vorbereitungen
treffen.
In welche Klasse gehst du?
Ich
gehe in die 9. Klasse an einem Gymnasium in Weißenfels.
Du bist schon seit langer Zeit an
Diabetes erkrankt. Wie geht es dir?
Es
geht mir gut. Der Diabetes ist für mich eigentlich alltäglich geworden. Es sind
jetzt schon 11 Jahre, seitdem
ich erkrankt bin. Ich habe mich damit abgefunden.
Kannst du dich noch daran erinnern,
als bei dir Diabetes festgestellt wurde? Was hat sich
verändert? Was fiel dir besonders
schwer?
Anfangs
war das Spritzen schwierig und auch die Umstellung und Einstellung zum Essen,
aber das hat
sich nach dem ersten Jahr gelegt.
Was hat sich mit dem Diabetes im Leben
für deine Familie verändert?
Wir
haben uns alle eingestellt. Besonders Oma und Opa haben sich in den Diabetes
vertieft und unterstützen
mich sehr, besonders wenn sie für meine Eltern einspringen. Sie unterstützen
mich alle sehr.
Es war sogar ein besonderes Erlebnis für meine Großeltern wenn ich kam, der
diabeteskranke Enkel,
der verpflegt werden musste. Ich habe einen Onkel, der wohnt in Gera. Der war
ganz besonders
aufgeregt und bei der Sache, wenn ich ihn besucht habe. Er stand sogar nachts
um zwei Uhr
auf, um eine Spätmessung zu machen, aber heute hat sich die anfängliche Hektik
und Unruhe gelegt.
Wie oft misst du deinen Blutzucker am
Tag?
Sechs-
bis siebenmal; nach dem Aufstehen, zum Frühstück, mittags, nachmittags und dann
noch einmal
spät.
Welche Behandlungsform nutzt du für
dein Diabetes-Management?
Ich
benutze seither den Insulin-Pen.
Christoph, du kennst den Behandlungs-
und Schulungskurs KiDS-Kurs.
Ja,
sehr gut. Ich war auch schon dabei und kenne das Betreuerteam und einige Kinder
und
Jugendliche.
Ich habe viel erlebt im KiDS- Kurs.
Die ganzheitliche Behandlung und
Schulung im KiDS- Kurs basiert auf einer
altersspezifischen, diabetesbezogenen
Schulung, , sportlichen Events und dem sozialen
Erlebnis der Kinder und Jugendlichen
untereinander. Was hat dich besonders angesprochen?
Vor
allen Dingen der Kontakt zu anderen, die mit denselben Problemen leben und
fertig werden müssen
wie ich. Ich habe viele Freunde gefunden. Es ist auch für mich schön, Kinder
und Jugendliche
aus ganz Deutschland kennenzulernen. Aber auch die Schulungen zum Diabetes
helfen mir
und unterstützen mich.
Du beschreibst besonders das Treffen
und die Gemeinsamkeit mit den anderen Kindern und
Jugendlichen als wertvoll für dich.
Hilft dir der Kurs auch im Umgang mit dem Diabetes?
Ja,
auf jeden Fall! Wenn ich an die Blutzuckerwerte denke! Die Blutzuckerwerte
sollen im Kurs sehr gut
laufen. Das versuche ich auch nach dem Kurs beizubehalten. Das ist manchmal
ganz schön schwierig,
weil die Unterstützung, also die Leute, die immer hinter einem stehen, fehlen.
Ja, aber ich nehme
den Schwung mit nach Hause.
Das klingt, als ob du nach dem
KiDS-Kurs motivierter gewesen wärst, dich um deinen Diabetes zu kümmern?
Ja,
auf jeden Fall wird man auch eigenständiger, mit dem Diabetes umzugehen.
Du hast die Begleitung deines
Diabetes-Managements durch das Betreuerteam im KiDS-Kurs gerade schon angesprochen. Wie hast du
sie im Kurs empfunden?
Man
hat mal andere Menschen hinter sich – nicht nur die Eltern. Im Kurs ist immer jemand da. Man entkommt
hier einem engmaschigen Diabetes-Management nicht (lacht.)!
Hast du dich an anderen im Kurs
orientiert? Ich denke hier an Jugendliche und Betreuerinnen oder Betreuer, die auch an Diabetes
erkrankt sind. Gab es für dich Vorbilder?
Ja,
da gibt es einen Jugendlichen, Julian G. Er ist für mich ein Vorbild. Er geht
mit seinem Diabetes leicht
um. Er ist unbeschwert und zufrieden. Das ist ein Vorbild für mich, sein Umgang
mit der Erkrankung.
Der `leichte Umgang´ heißt: je weniger
der Diabetes mein Leben bestimmt, desto besser ist
das?
Genau!
Welche Auswirkungen hat der Diabetes
auf einer Skala von 0 bis 10 auf dein Leben, wenn 0 gar keinen Einfluss und 10 eine sehr
starke Beeinträchtigung deines Lebens bedeutet?
Naja,
ich denke höchstens die Zwei.
Es ist jedes Jahr ein Höhepunkt im
KiDS-Kurs, wenn Kinder und Jugendliche auf der Bühne
singen, tanzen, Sketche erzählen. Auch
du warst mit Parodien und Sketchen dabei. Hat dieses Ausprobieren und öffentliche Auftreten
vor bis zu 130 Personen eine Nachwirkung im Alltag?
Es
ist schon immer eine Überwindung, vor so vielen Leuten zu sprechen. Aber ich
habe die
Erwartungen
der anderen gespürt und das hat mich dann angespornt und motiviert,
mitzumachen. Es
ist schön, auf einer Bühne zu stehen. Ich erinnere mich sehr gerne an diese
Momente. Auch das sind
schöne Momente und Erfahrungen für mich, die ich bewahre und versuche, mit
meinen Freunden
zu Hause zu teilen.
Denkst du, dass du durch diese
Auftritte im KiDS-Kurs an Stärke und Selbstvertrauen
gewonnen hast?
Ja,
das kann ich sagen.
Hat der Kurs deinen Blick auf dein
Leben mit dem Diabetes verändert?
Auf
jeden Fall bin ich mit mehr Zuversicht auf meine Zukunft aus dem KiDS-Kurs
gegangen. Anfangs wusste
ich nicht wirklich, was werden soll. Der Kurs hat mir geholfen, Vertrauen zu
meinem Leben zu finden.
Jetzt komme ich sehr gut zurecht.
Kannst du sagen, dass du im Umgang mit
deinem Diabetes sicherer geworden bist?
Ja,
viel sicherer.
Würdest du anderen Jugendlichen mit
Diabetes den Kurs empfehlen?
Auf
jeden Fall. In meinem Bekanntenkreis gibt es einen Jungen in meinem Alter. Für
ihn ist es sicher besonders
schwer, weil er älter ist, als ich es war, als er an Diabetes erkrankt ist. Nun
steht die Frage, wo
er am besten etwas zu Diabetes lernen kann. Er ist interessiert und ich habe
ihm empfohlen, dass er
am KiDS-Kurs teilnehmen soll. Hier kann er viel lernen und erfahren für das
Leben mit dem Diabetes.
Auch jüngeren Kinder? Der Kurs wird ab
6 Jahren angeboten.
Ja,
ich würde sagen, dass auch jüngere Kinder sehr gut aufgehoben sind. Es sind
immer viele kleine Kinder
dabei. Sie können viele Freundschaften knüpfen und selbstständig werden im
Umgang mit ihrem
Diabetes.
Was wünschst du dir für deine Zukunft,
Christoph?
Für
meine Zukunft wünsche ich mir eigentlich nur Ruhe und Gelassenheit. Ich glaube,
dass dies wichtig ist, dass ich so bleibe, wie ich bin.
Auch Ruhe und Gelassenheit im Umgang
mit dem Diabetes?
Ja,
genau so ist das.
Christoph, ich danke dir und wünsche
dir alles Gute!
Dankeschön.
Frau Wahren, Sie sind die Mutter von
Christoph. Mit welchem Blick sehen Sie auf den KiDS-Kurs?
Ich
sehe nur Positives. Ich bin jedes Mal sehr beeindruckt von dem, was dort
möglich ist.
Vor
allem, wenn ich daran denke, dass jedes Mal eine fast familiäre Atmosphäre im
Kurs entsteht. Ich ziehe
immer meinen Hut vor dem Team. Christoph
war kurz vor Schulbeginn zum ersten Mal im Kurs. Damals war es sehr schwer für
mich, aber
kurz vor der Schule war die Erfahrung für Christoph sehr wichtig. Er sollte so
gut wie möglich selbstständig
werden und das hat sein Aufenthalt im KiDS-Kurs auch bewirkt.
Wie war es für Sie, als Christoph im
KiDS-Kurs war?
Erst
einmal war es schwer, mein Kind wegzugeben. Man behütet ein von Diabetes
erkranktes Kind anders
als ein gesundes. Ständig sorgt man sich, beobachtet und ist konzentriert. Es
entsteht eine Freizeit,
die ich zunächst nicht fassen konnte. Ich kam zum Luft holen, das war gut,
wenngleich er mir auch
sehr gefehlt hat. Das ist ja klar.
Der KiDS- Kurs wird in unterschiedlichem
Maße von den Krankenkassen unterstützt? Wie
wurden Sie unterstützt?
Zunächst
überhaupt nicht. Erst nachdem ich die Krankenkasse gewechselt habe. Bei der AOK
hatte ich
nie ein Problem. Hier haben die Kinder und Jugendlichen kein Problem. Ich bin
sehr froh, dass die AOK Nordost diesen Kurs unterstützt und Kinder und
Jugendliche den KiDS-Kurs erleben können.
Frau Wahren, was würden Sie anderen
Eltern empfehlen, die auch ein von Diabetes betroffenes
Kind haben?
Ermöglichen
Sie es ihrem Kind, am KiDS-Kurs teilzunehmen! Es stärkt die Selbstständigkeit
und Selbsteinschätzung
ihres Kindes im Alltag sehr. Das Kind ist irgendwo immer auch auf sich alleine gestellt,
es muss sich auskennen und benötigt dazu diese Stärkung – und das wird im
KiDS-Kurs gefördert.
Frau Wahren, haben Sie vielen Dank!
Interview vom 1. Februar 2013
AOK-Curaplan Diabetes mellitus Typ1
Auch 2013 bieten wir den KiDS-Kurs "Cool sein mit Typ 1 - Diabetes" in Zusammenarbeit mit dem Diabeteszentrum des Herrn Dr. Karsten Milek für erkrankte Kinder und Jugendliche an. Der Grundgedanke des 14-tägigen KiDS-Kurses ist ein kindgerechtes Therapiemanagement.
Auch 2013 bieten wir den KiDS-Kurs "Cool sein mit Typ 1 - Diabetes" in Zusammenarbeit mit dem Diabeteszentrum des Herrn Dr. Karsten Milek für erkrankte Kinder und Jugendliche an. Der Grundgedanke des 14-tägigen KiDS-Kurses ist ein kindgerechtes Therapiemanagement.
Der 22. KiDS-Kurs ist für die Zeit vom 20.07.
bis 03.08.2013 geplant und wird in der Jugendherberge Bremsdorfer
Mühle in 15890 Schlaubetal (www.jh-bremsdorfer-muehle.de) stattfinden. Unter
der Leitung eines erfahrenen Diabetologen betreut ein spezialisiertes Team die
Teilnehmer.
Teilnehmen können Kinder und Jugendliche im Alter
zwischen 6 und 16 Jahren mit einer Einschreibung im DMP Programm "Diabetes
Typ 1" sowie der ärztlichen Empfehlung (Muster 61 A-D) des
behandelnden Arztes. Der Eigenanteil von 175,00 Euro für Unterbringung und
Verpflegung sowie die Kosten für die An- und Abreise ist von den Familien
selbst zu tragen.
Weitere Informationen können Sie dem Flyer (PDF-Datei,
94 KB) entnehmen.